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Einige Gedanken über Johanna Dohnal

Einige Gedanken über eine Frau, die wesentlich zu meiner Persönlichkeitsentwicklung beigetragen hat.

Durch den plötzlichen Tod von Johanna Dohnal hat Österreich eine ihrer herausragendsten Persönlichkeiten verloren.
Eine Frau, die sowohl das politische Leben wie auch jede Person, die sie in irgend einer Form kennenlernen konnte, nachhaltig prägte.
Für meine Generation sind Begriffe wie „Frauenbild", „Frauenbewegung", „Schutz von Frauen und Kindern“ untrennbar mit der Person und dem Namen Johanna Dohnal verbunden. Sie hat uns gezeigt, dass es sich lohnt zu kämpfen. Und sie hat mehr als ausreichend bewiesen, dass es darauf ankommt sich durch nichts und niemanden beirren zu lassen.

Die Liste dessen was sie erkämpfte und wofür sie sich einsetze ist schier unerschöpflich und enthält sehr viele „Selbstverständlichkeiten“, des heutigen Lebens. Wie zum Beispiel die Gleichstellung von ledigen oder geschiedenen Müttern mit verheirateten Frauen.
Und leider auch Einiges, das schon wieder als scheinbar verzichtbar ins Gerede kommt. Wie zum Beispiel „Frauenhäuser“, die man statt erweitert mancherorts wieder abschafft bzw. auf noch diffizilere Weise durch Budgetkürzungen alles daransetzt, dass sie zusperren müssen.

In früheren Jahren war Johanna Dohnal Symbol für einen Aufbruch in eine neue, frauenbewusste Denkungsart, wobei sie bewusstes Frausein immer auch als Annäherung der Geschlechter betrachtet hat. Ihre Forderungen wie auch ihr Bild von Frau-sein waren sehr bodenständig und alltagsbezogen, auch ein besonderes Kennzeichen ihrer Person.

In den letzten Jahren war sie in vielen Fällen das humane Gewissen unseres Landes, und meldete sich dort zu Wort, wo ihre NachfolgerInnen verschämt schwiegen, oder gar nicht mehr bemerkten was vor sich geht.
Persönlich habe ich immer bewundert, dass sie lavierendes, leeres Politiker-Gerede mit wenigen Worten aushebeln konnte und in ebenso knapper Weise gelang es ihr eine Sache umfassend und verständlich darzulegen.

Sie war und ist für viele von uns ein bleibendes Vorbild, ein unbeirrbare und unverblümte Kämpfernatur, eine Politikerin mit Herz und Hirn. Und nicht zuletzt eine Frau, die nicht um ihre eigene trendgerechte Erscheinung besorgt war, sondern sich um das Schicksal der Frauen dieses Landes sorgte und sich deshalb auch vor den männlichen Buhrufern nicht versteckte.

Ihr Tod reißt eine Lücke, die nicht geschlossen werden kann.
Ihre Hinterlassenschaft an uns ist wohl der Auftrag, uns stärker und vernehmbarer für Frauenrechte einzusetzen und von der Arbeitsmarktpolitik bis hin zum Asylrecht vernehmbar die Stimme zu erheben, sobald man auf Kosten der Frauen wieder das geradezurücken versucht, was Männer verursacht haben.

Für viele Frauen (und auch Männer) Österreichs ist heute ein großer Trauertag!
Wir weinen über den Tod von Johanna Dohnal, wir beweinen uns damit aber auch ein bisschen selbst.
Denn was soll aus uns werden, wenn ihre Stimme fehlt, die uns aus Resignation und Lethargie aufrüttelt
und immer wieder daran erinnert, dass das Tauziehen um nachhaltige Veränderungen noch lange nicht vorbei ist.

Darüber müssen wir, jeder für sich, ernsthaft nachdenken.
Aber heute ist dafür nicht der richtige Zeitpunkt, heute müssen wir Abschied nehmen!

Heide Rohringer


Unser herzlichstes Beileid und Mitgefühl der Familie von Johanna Dohnal

Die Teams von
ICHDUWIR- Theater & Kultur und dem TPZ Wien


„Frauen haben sich die ganze lange Geschichte des Patriarchats an Gewalt gewöhnt, ja vielleicht gewöhnen müssen.
Dennoch: Was heute immer noch viele Frauen ihren Söhnen entschuldigen, Ihren Partnern oder Männern verzeihen und ihren Töchtern als Opferverhalten anerziehen, wirkt gegen die Unabhängigkeit und Würde von Frauen."

Johanna Dohnal
Auftaktmatinee anlässlich „16 Tage NEIN zu Gewalt an Frauen“
25.11.2001


http://www.johanna-dohnal.at


! gegen Gewalt an Frauen !
Dokumentation Frauenkunst
(pdf Datei - 709 KB)

ICHDUWIR - Theater & Kultur  - Tel.: +43 680 316 6639 - Stand: 19.05.2016